In der Reihe In Persona geben international renommierte und künstlerisch herausragende Trickfilmer aus der ganzen Welt persönlich Einblick in ihr Werk und ihre Arbeitsweise.

Alle Künstler werden persönlich anwesend sein! 

In Persona - Chris Landreth

Mathematisch-analytisches Denken und Kreativität – beide Stärken sind in Chris Landreth vereint. Und beide Stärken sind es auch, die sein Schaffen bis zum heutigen Tag prägen.
Nach dem Studium der Theoretischen und Angewandten Mechanik an der University of Illinois entdeckt Landreth seine Vorliebe für Computeranimation. 1991 entsteht sein erster Kurzfilm „The Listener“. Von 1994 bis 1998 ist er eine der treibenden Kräfte hinter der Entwicklung der Animationssoftware Maya 1.0. In diesem Zeitraum dreht er „the end“ (1995), der 1996 für den Academy Award nominiert wird. Den Canadian Genie Award bekommt er für „Bingo“ (1998), einem Film mit dem Landreth – leider erfolglos – versucht, seine Angst vor Clowns zu überwinden. 2004 erscheint „Ryan“, ein dokumentarischer Animationskurzfilm über die Trickfilmlegende Ryan Larkin, in dem Landreth den Stil des „Psychorealismus“ einführt, surreale 3D-Animationen, die der Psychologie der Figuren Ausdruck verleihen. „Ryan“ gewinnt 2005 den Oscar für den besten animierten Kurzfilm und erhält noch weitere sechzig internationale Auszeichnungen. Für „The Spine“ wird Landreth 2010 erneut für den Canadian Genie Award nominiert und zählt auf dem Toronto International Film Festival zu den kanadischen Top Ten. Der animierte Kurzfilm geht der Frage nach, wie Paare, die sich nach langen Jahren der Beziehung nicht mehr lieben, zusammenbleiben können.
Chris Landreth interessiert sich bis heute leidenschaftlich für neue Techniken in der Computeranimation und schöpft gleichzeitig daraus neue Möglichkeiten, Geschichten auf kreative Art und Weise zu erzählen.

 


FR, 25.4. // 21 UHR  // GLORIA 2

 

01
The End
1995, 7:00 min.

02
Bingo
1998, 5:00 min.

03
Ryan
2004, 13:54 min.

04
The Spine
2009, 11:17 min.

05
Subconscious Password
2013, 10:55 min.

In Persona – Jannik Hastrup

Jannik Hastrup, Jahrgang 1941, gilt heute als der erfolgreichste Zeichentrickfilmer Dänemarks. Sein Kurzfilm „Jamila – If Only I Could Fly“, mit dem er im Wettbewerbsprogramm Tricks For Kids Shorts auf dem ITFS 2014 vertreten ist und in dem er einfühlsam den Alltag in einem dänischen Flüchtlingslager näher beleuchtet, spiegelt die Vielschichtigkeit und das gesellschaftskritische Engagement wider, das sich seit den 60er Jahren in Hastrups Kurz- und Langfilmwerk herausgebildet hat.
Nachdem er 1959 seinen ersten Zeichentrickfilm „Die Geschichte des Jazz“ auf 8 mm dreht, macht er eine Ausbildung beim Altmeister des dänischen Trickfilms Bent Barford. Ab 1967 dreht er seine erste Fernsehserie „Cirkeline“, die er nach mehr als 30 Jahren mit dem Langfilm „Cirkeline – Großstadtmäuse“ weiterführt und dafür auf dem Chicago International Children’s Film Festival als bester Animationsfilm ausgezeichnet wird. In den 70er Jahren werden seine Trickfilme zunehmend politischer und kontroverser. 1972 bis 1974 entstehen neun Teile von „Das Geschichtsbuch“, einer animierten Dokumentation und marxistischen Neuschreibung der herkömmlichen Geschichte. 1976 gründet Hastrup die Produktionsfirma Tegnefilm, der sich später die Produzentin Marie Bro anschließt, und die bis heute für originelle, die Fantasie beflügelnde Kindertrickfilme bekannt ist.
Für ein erwachsenes Publikum bestimmt ist sein biographischer Langfilm „Hans Christian Andersens langer Schatten“ von 1998, der im Jahr 2000 auf dem ITFS mit dem CDT Telecom Preis ausgezeichnet wird. Wieder an die jüngeren Zuschauer richtet sich der 2003 auf der Berlinale und dem Montevideo Divercine Festival ausgezeichnete Kinderfilm „Der Junge, der ein Bär sein wollte“, in dem Hastrup das Dilemma eines Menschenjungen schildert, der, bei Bären aufgewachsen, seine Identität als Mensch nicht akzeptieren kann.

 

MI, 23.4.//14 UHR // Metropol 2

Jannik Hastrup 1: Der Junge der ein Bär sein wollte /

Drengen der ville gøre det umulige
Dänemark 2002, 76:00 min.


DO, 24.4.// 14 UHR
// Metropol 2
Jannik Hastrup 2: Hans Christian Andersens langer Schatten /

H.C. Andersen og Den Skæve Skygge
Dänemark 1998, 78:00 min.

 

SO, 27.4 .// 18 UHR // Metropol 2

Jannik Hastrup 3: Kurzfilme

In Persona - Mariola Brillowska

Mariola Brillowska: „Meine Kunst wird als exzessiv, entgrenzt, provokativ, feministisch bezeichnet. Ich würde unzensiert, direkt, nichtmoralisch hinzufügen. Vor allem aber attraktiv, poppig, lustvoll. Und modern, denn ich adaptiere nie, ich erfinde.“ Mariola Brillowska ist Animationsfilmemacherin, Performancekünstlerin, bildende Künstlerin, Sängerin, Autorin und Professorin. Sie zählt zu den schrillsten und provokativsten post-feministischen Künstlerinnen Deutschlands, ihr umfangreiches Werk ist mit Elementen aus Entertainment, Trash, Kitsch und Pop-Art-Relikten angereichert.

1961 im polnischen Zoppot geboren und in Danzig aufgewachsen, studiert Brillowska von 1984 bis 1991 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seit 1988 produziert sie in eigener Regie Animationsfilme, auch anarchistische Performances und Theatershows zählen zu ihrem Repertoire. Von 2005 bis 2013 ist sie Professorin für Zeichnen und Illustration an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main.
Ihr erster Kurztrickfilm „Grabowski, Haus des Lebens“ erhält bei den Kurzfilmtagen Oberhausen 1991 den Grand Prix. Es folgen über 30 Kurzfilme mit Titeln wie „Snupiedog“, „Porno Karaoke International“ oder „Black Hand“, die durch ihren quietschbunten Zeichenstil, ihre witzigen und grotesk-brutalen Geschichten und surrealen Fantasielandschaften den Zuschauer in ihren Bann ziehen. 2010 erscheint Brillowskas dritter animierter Langfilm „Des Teufels Kinder“, in dem sie sich dem Konzept der Familie widmet und episodenhaft den tragischen Tod der Eltern durch die Hand der eigenen Kinder heraufbeschwört. Mittlerweile finden ihre schrägen Werke auf zahlreichen internationalen Ausstellungen und Retrospektiven sowie Filmwerkschauen Anerkennung, doch nach wie vor sticht Brillowska mit ihrer Unangepasstheit aus der Trickfilmszene heraus.


DO, 24.4.// 20 UHR
//Metropol 2
Mariola Brillowska 1
Abseits des Mainstreams: Die Animationsfilme der deutsch-polnischen Multikünstlerin sind radikal und provokativ

FR, 25.4./22 UHR
// Metropol 2
Mariola Brillowska 2
Des Teufels Kinder

Deutschland 2010, 67:00 min

In Persona - Michelle und Uri Kranot

Die Suche nach einem Zuhause, nach dem privaten „Utopia“ – damit beschäftigt sich das israelische Filmemacherpaar Michelle und Uri Kranot nicht nur in seinen Filmen sondern auch in der Realität.1977 und 1975 in Israel geboren, drehen die beiden seit über zehn Jahren auf der ganzen Welt zusammen Trickfilme; sie verstehen sich als Immigranten, die ihre persönlichen Erfahrungen sowie die Erfahrungen ihrer Kultur kreativ in künstlerischen Projekten umsetzen.
Während ihres Studiums der Animation an der Bezalel Academy of Art and Design in Jerusalem drehen sie 2001 ihren ersten gemeinsamen Kurzfilm „Avinu Malkenu“. Von 2003 bis 2006 sind Michelle und Uri Kranot Artists in Residence am Niederländischen Animationsinstitut in Tilburg, wo 2005 auch ihr fünftes Filmprojekt „God on Our Side“ entsteht. Inspiriert von Picassos Gemälde „Guernica“ (1937) und übertragen auf den israelisch-palästinensischen Konflikt, wirft der in Mischtechnik und Legetrick entstandene Film einen schonungslosen Blick auf den Strudel von Gewalt und Verlust. Dieser düstere politische Beitrag findet auf zahlreichen nationalen wie internationalen Festivals Anerkennung. Seit 2006 unterrichten sie als Artists in Residence am Animation Workshop in Viborg, Dänemark, und gründen die unabhängige Produktionsfirma TinDrum Animation. In diesem Zeitraum entsteht 2008 „The Heart of Amos Klein“, dessen komplex erzählte Geschichte über moralische Korruption, Militarismus und Indoktrinierung sowie die von Uri Kranot selbstkomponierte Musik diverse Auszeichnungen erfahren. Ihr jüngster Filmbeitrag und erster Puppentrickfilm „Hollow Land“, der dieses Jahr im Internationalen Wettbewerb des ITFS läuft, zeigt ein Pärchen auf der Suche nach einem Zuhause. Michelle und Uri Kranot zeichnen darin ein Bild von Unterdrückung und Angepasstheit, aber auch von Zusammenhalt, Hoffnung und Liebe.

 


FR, 25.4. // 20 UHR // Metropol 2


01
Avinu Malkenu
Israel 2001, 3:00 min.

02
Ducks
Israel 2002, 4:00 min.

03
Fallout
Israel 2003, 5:30 min.

04
God on Our Side
Niederlande Netherlands 2005, 7:00 min.

05
The Heart of Amos Klein
Dänemark, Frankreich, Niederlande, Israel Denmark, France, Netherlands, Israel 2008, 14:00 min.

06
Hollow Land
Dänemark, Frankreich, Kanada Denmark, France, Canada 2013, 14:00 min.

In Persona - Rao Heidmets

1956 in Pärnu, Estland, geboren, absolviert Rao Heidmets von 1975 bis 1981 sein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität in Tallinn. Als Quereinsteiger in die Filmindustrie beginnt er 1982 als Trickfilmzeichner bei der damals größten estnischen Filmgesellschaft Tallinnfilm zu arbeiten. Ein Jahr später folgt bereits seine erste Regiearbeit mit dem animierten Kurzfilm „Dove Aunt“ für den er mehrere Auszeichnungen erhält, u.a. als bester Debütfilm auf dem 3. Estnischen Animationsfilmfestival 1984. Schon in seinen frühen Filmen arbeitet er bevorzugt mit Puppentrick und entwickelt in diesem Bereich über die Jahre eine enorme Virtuosität. Der mit lebensgroßen Puppen animierte Film „The Theatre of Papa Carlo“, den Heidmets in Zusammenarbeit mit Priit Pärn dreht, und der den Untergang eines totalitären Systems und den Weg in die Freiheit thematisiert, gewinnt 1989 den Grand Prix auf dem Internationalen Filmfestival Cinanima in Portugal und wird in Cannes für den Palm D’Or nominiert. Im selben Jahr wird sein kulturkritischer Film „Noblesse Oblige“, in dem Heidmets den Verlust der Spiritualität im Alltagsleben kritisiert, für den Nika nominiert, den wichtigsten Filmpreis Russlands. 2004 erhält er auf dem ITFS für den Stop-Motion-Kurzfilm „Instinct“, eine ironische Reflexion über Willensfreiheit und den Schöpfungsprozess, den SWR Audience Award. Seit 1991 führt er sein eigenes Studio, das Rao Heidmets Filmstudio, und ist seit Mitte der 90er Jahre Vorsitzender der Estonian Animation’s Union. Bis heute ist er regelmäßig als Jurymitglied auf internationalen Filmfestivals vertreten, leitet Workshops u.a. in den USA, Mexiko und Armenien und ist an diversen Kunstausstellungen beteiligt.

MI, 23.4. // 19 Uhr // Metropol 3

 

01
Prohveti sünd
Coming of Oracle
Estland 2011, 13:00 min.

02
Papa Carlo teater
The Theatre Papa Carlo
UdSSR 1988, 10:00 min.

03
Pärlimees
The Pearlman
Estland  2006, 10:00 min.

04
Muna
The Egg
Estland 2012, 11:00 min.

05
Noblesse Oblige
UdSSR USSR 1989, 10:00 min.

06
Kaasasündinud Kohustused
Inherent obligations
Estland 2008, 10:00 min.

07
Instinkt
Estland  2003, 10:00 min.


In Persona - Paul Bush

Paul Bush wurde 1956 in London geboren und studierte dort bildende Kunst am Goldsmiths College. In den 80er Jahren engagierte er sich in der Londoner „Film-makers“ Cooperative und produziert seitdem experimentelle Filme. Seine Filme überschreiten die Grenzen zwischen Dokumentar-, Spiel- und Animationsfilm und wurden sowohl in Kunstgalerien als Installationen, als auch in normalen Kinos aufgeführt. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und seine Werke finden sich in vielen Privatsammlungen weltweit. In den 90ern wurden viele seiner Werke von Channel 4 und dem Arts Council co-finanziert. 2001 erhielt Bush ein Stipendium von Nesta. Seitdem subventioniert er seine Arbeiten mit Lehraufträgen an der National Film and Television School in England, der Universität Luzern und dem Centro Sperimentali di Cinematografia in Italien.

 

Mi., 23.4. // 20 Uhr // Metropol 2

 

01
His Comedy
1994, 8:00 min.

02
Still Life with Small cup
1995, 3:00 min.

03
Furniture Poetry
1995, 5:00 min.

04
Dr Jekyll and Mr Hyde
2001, 5 min.

05
While Darwin Sleeps
2004, 5:00 min.

06
Paul Bush Talks
2006, 2:00 min.

07
Secret Love
2002, 3 min.

08
Pas de Deux de Deux
2001, 5:00 min.

09
Room 2 commercial
2000, 2:00 min.

10
Shinjuku Samurai
2004, 6:00 min.

11
Geisha Grooming
2003, 3:00 min.

12
Central Swiss
2006, 8:00 min.

13
Busby Berkeley's Tribute to Mae West
2002, 1:00 min.

14
Lay Bare
2012, 6:00 min.

15
The Albatross
1998, 15:00 min.

 

Do., 24.4. // 22 Uhr // Metropol 2

„Babeldom“ (2012 , 80 min)

Der erste Langfilm des britischen Animations- und Experimentalfilmers ist ein halluzinatorisches Porträt einer Zukunftsstadt, eine Art Science-Fiction Dokumentation.